Mit etwa 580 Apfelbäumen bietet Bornholm II eine große Anzahl und eine bemerkenswerte Vielfalt unterschiedlicher Apfelsorten. 25 dieser Sorten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen, wobei ihre Wurzeln aus allen Teilen der Erde stammen. Die Bäume sind bis zu 90 Jahre alt, was sie besonders schützenswert macht. Denn in den letzten 100 Jahren sind etwa 75 % des bis dahin vorhandenen Reichtums an Pflanzen verloren gegangen. Einer großen Sortenbereinigung Anfang des 20. Jahrhunderts fielen etliche alte Apfelsorten zum Opfer: ihr Anbau und die Größe und Form ihrer Äpfel wurden als unwirtschaftlich eingestuft. Dabei sind alte Apfelsorten besonders aromatisch und vielseitig einsetzbar. Also hüten wir Kleingärtner den guten Geschmack, übernehmen Verantwortung und schützen Kulturgut vor dem Aussterben.
Einen ganz besonderen Apfelbaum kreierte Hermann Bading, der ein leidenschaftlicher Gärtner und verdienstvolles Mitglied des Gartenvereins Bornholm II war. Seine Kunst war das Pfropfen. Bei dieser Veredelungsmaßnahme für Obstbäume werden sogenannte Reiser - die einjährigen Triebe einer Sorte - so fest mit dem Ast eines Baums verbunden, dass sie zusammenwachsen. Indem er mehrere Apfelsorten auf verschiedene Äste eines alten Apfelbaums in seinem Garten pfropfte, schuf Hermann seinen wunderbaren Naschbaum. Er hatte den Baum so geplant, dass die aufgepfropften Apfelsorten zu unterschiedlichen Zeiten reifen und nacheinander geerntet werden. Dank seiner klugen Sortenwahl bietet sein Naschbaum über viele Monate erntefrische Äpfel der Sorten Braeburn, Pinova, Gravensteiner, Reanda, Weißer Klarapfel, Cox Orange, Jonagored, Idared, Florina und Natyra. So hat Hermann, der 2020 von uns gegangen ist, in Parzelle 105 einen ganz besonderen Schatz seiner Gartenkunst hinterlassen.