Auch wenn man beim Lesen seines Buchs „Mein Leben im Schrebergarten“ gelegentlich einen anderen Eindruck bekommt, rückblickend versichert Wladimir Kaminer „die Zeit im Schrebergarten war keine leidensvolle, wir haben den Garten genossen.“ Der in Moskau geborene Erfolgsautor bewirtschaftete 2005 und 2006 mit seiner Familie in Bornholm II die Parzelle 118, die er in die fiktive Berliner Gartenkolonie „Glückliche Hütten I“ verlegt. Voller Inbrunst betätigt er sich hier als „Schrebergärtner“, wenn auch die strengen Regeln und die Ermahnungen der Gartenvorstände seinen Elan bremsen und manche Angewohnheiten seiner Gartennachbarn ihn irritieren. „Von Sonnenaufgang bis zum späten Abend pflanzten wir Ligustrum vulgare. Als wir ungefähr bei der neunundneunzigsten Pflanze angekommen waren, besuchte uns eine unbekannte Brünette vom Vereinsvorstand und qualifizierte unsere Arbeit als Verstoß gegen Paragraph sowieso des Kleingartengesetzbuches sowie Verletzung der jüngsten Beschlüsse der Gartenkolonie ‚Glückliche Hütten I‘.“
Kaminers Buch ist mehr als eine lustige Abrechnung mit dem „letzten Bollwerk des deutschen Spießers“. Er nutzt die Beschreibung seiner „Gartenfreunde“ für ein liebevolles Panorama deutscher Befindlichkeiten, nicht ohne auch in der eigenen Familie nach russisch-kaukasischen Analogien und Gegenbildern zu suchen. Nach eigener Aussage ist das Buch aber auch als Sinnsuche gedacht, als eine Hommage an Henry David Thoreaus 1854 erschienenes Buch „Walden“, in der Thoreau seinen „Ausstieg“ in einer Blockhütte am Walden Pond beschreibt.
Inzwischen gärtnert Wladimir Kaminer im Brandenburgischen. Geblieben ist uns sein schönes Buch „Mein Leben im Schrebergarten“ (Goldmann, München 2007), das in Parzelle 118 seine Wurzeln hat.